Ein unbeschriebenes Blatt

Ein unbeschriebenes Blatt
Ein unbeschriebenes Blatt
 
Der Ausdruck findet sich schon bei den verschiedensten Schriftstellern der Antike und des Mittelalters. Zunächst war jedoch nicht von einem »unbeschriebenen Blatt«, sondern von einer »unbeschriebenen Tafel« die Rede. Gemeint war eine Wachstafel, auf der durch Einritzen mit einem Stift etwas schriftlich festgehalten werden konnte. Die Seele des Menschen in ihrem ursprünglichen Zustand wurde mit einer solchen noch unbeschriebenen Tafel verglichen. So beispielsweise bei Aristoteles (384-322 v. Chr.) in seiner Schrift »Über die Seele« (III, 4). Hier findet man die Erläuterung: »Man muss sich das vorstellen wie bei einer Tafel, auf der noch nichts wirklich geschrieben steht.« Plutarch (50 bis 125 n. Chr.) soll das Bild der »unbeschriebenen Tafel« durch das eines »unbeschriebenen Blattes« ersetzt haben. - Man bezeichnet mit dem Ausdruck einen noch unerfahrenen Menschen oder jemanden, der noch unbekannt ist, von dem man nicht viel weiß. (Vergleiche auch »Tabula rasa«.)

Universal-Lexikon. 2012.

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